Logbuch des Käpt´n, Mittwoch 04.09.2002
Erneut, auch wenn es keiner glaubt, weckt uns die Morgensonne und ein paar Rindviecher die in unserer Feuerstelle rumwühlen. Schnell hauen wir Speck und reichlich Eier in die Pfanne und machen uns auf den Weg Richtung Athlone. Vorher besuchen wir noch Quigleys Marina und Norbert um "Hallo" zu sagen.
Gegen 11H00 erreichen wir Athlone und legen am äußersten Jetty an um Proviant zu "tanken". "Schwarzer Hund", Domi und Seppi machen sich auf den Weg in die Stadt, derweil der Käpt´n ne schöne Mega-Pfanne mit Schinkennudeln vorbereitet. Sobald das Essen fertig ist kommt die verkommene Crew auch schon zur SPA, der "Schwarzer Hund" koordiniert die Verladung der Bier- und Paddy-Vorräte. Eine Flasche Wodka ist auch dabei, Wodka-Lemon ist bei unseren Frischlingen angesagt. Rechtzeitig nach dem Essen ist auch die Mittagspause an der Schleuse vorüber und wir legen ab, noch einmal können wir die Drängelei unserer deutschen "Freunde" genießen.
So nehmen wir Kurs auf Shannonbridge um danach in den River Suck einzufahren.
Der Käpt´n ("ich führe euch zum Pike..") hat schon mal Vorschusslorbeeren an diesen Flussabschnitt verteilt, und tatsächlich, kurz hinter der Einfahrt ertönt der Ruf "Biss", und Domi hat einen schönen River-Suck Hecht am Wobbler. Derart motiviert schippern wir noch eine Stunde den River Suck hinauf, bevor wir uns auf die Rückfahrt Richtung Banagher begeben. Dort ist das Hafenbecken um 18H00 bereits rappelvoll. Wir entschließen uns zum Anlegen an der Kaimauer direkt hinter der Brücke, ein idealer Platz, unsere Mole, bei fast windstillem Wetter.
Auf geht's nach Banagher, nicht ohne zuvor einen Paddys auf das Wohl der Crew getrunken zu haben. Bei Ouigel´s Shop (früher Merchant´s Tailor) finden wir was wir suchen, wunderbare Pullover die noch ein wenig nach Stall riechen, und günstig dazu.
Ein netter kleiner Familienladen, von der jüngsten Tochter bis zur Großmutter gibt uns die gesamte Familie die Ehre. Wir sind begeistert und kaufen den halben Laden leer, und Domi fast die gesamte Paddy-T-Shirt Kollektion. Danach ein erster Abstecher zu JJ Houghs wo wir Freundschaft mit Gerald und einigen Pint´s schließen und im Pub nebenan einen Irish Stew essen. Zurück am Boot ist angeln und Siesta angesagt.
Gegen 20H00 machen wir uns auf den Weg zurück nach Banagher und entern die besten Thekenplätze bei JJ. Ein unvergesslicher Abend, aber nicht nur bei JJ Houghs, sollte uns bevorstehen. Um 22H00 verabschiedete sich Domi mit einer undefinierbaren Art von Lagerkoller und Seppi begleitete ihn zur SPA. Der "Schwarze Hund" und ich hatten um 1H00 einsehen und wackelten Richtung Koje. An Bord verzog ich mich erst mal in die "gute Stube", also das Backbord Klo. Der Kohl vom Irish Stew zeigte schließlich seine Wirkung, (u.a. ist während dieser "Sitzung" der vorliegende Reisebericht zustande gekommen...). Und es kam wie es kommen musste, die Pumpe war dem "Aufkommen" nicht gewachsen. Alles pumpen, Wasser zuspülen, wieder pumpen half nichts.Also musste der "Gummi-Pumper" her.
Der "Schwarze Hund", mittlerweile interessiert mit einem Amstel dazugekommen, verfolgte die Aktion mit Grausen. Sein Urschrei " ... es kommt wieder hoch ... es kommt wieder hoch ..." und die sich anschließenden Beschimpfungen wird die restliche verzweifelte Crew ihr Seefahrerleben lang nicht vergessen. Keiner weiß wie es geschah aber am nächsten Morgen war die "Schüssel" geleert.
Endlich herrschte Stille an Bord, es war 3H00 p.m....
Logbuch des Käpt´n, Donnerstag 05.09.2002
Um 8H00 weckt uns die Sonne ein letztes Mal.
Unsere heutige Routenplanung soll uns nach Garrykennedy führen, deshalb ist früh aufstehen angesagt und um 9H30 ist auch schon abgelegt. Während der Fahrt Richtung Athlone wird eine Pfanne voll Bohnen mit reichlich Speck geschmort und an Deck gemeinsam mit einigen kalten Guiness serviert. Das ist das richtige Frühstück für eine um den Schlaf gebrachte verkommene Crew. Als die Pfanne "geputzt" ist kommt uns die "Shannon-Queen" in die Quere und dann setzt Nieselregen ein. Mittlerweile frischt der Wind ziemlich auf und Domi hört Wetterbericht, zurück an Deck war sein Kommentar: "leichter Westwind ist angesagt". Wie wir später bemerken sollten eine typisch irische Untertreibung. Kurz vor Portumna setzt Nieselregen ein.
Gottseidank, wir hatten den Glauben an Irland schon fast verloren ...
Leider weitete sich das Ganze bis Portumna zum Wolkenbruch aus und der Käpt´n konnte endlich mal bei "Wind und Wetter" auf der Brücke seinen Mann stehen. Kurz vor Portumna, es ist kurz vor Brückenöffnung frischt der Wind in starken Böen auf und wir richten uns auf eine stürmische Überfahrt über den Lough Derg ein.
Noch kurz Wasser "getankt" an der Marina steuerbords und dann ab in den Lough Derg. Und wir waren überrascht, bei Terryglass ist die See erstaunlich ruhig.
Das gab Hoffnung für die Überfahrt. Es sind aber keine weiteren Boote in unserem Schlepptau. Seit Portumna sind wir quasi allein auf dem Derg. Alle anderen "Brückendurchfahrer" haben Terryglass bzw. Portumna Castle Harbour angelaufen.
Bei Williamstown Harbour kommen Starkwindböen auf und wir schätzen ihn auf 5-6 Bf. Entsprechend aufgewühlt ist die See und wir steuern backbord gegen über 1 m hohe Wellen. Die SPA stampft und wir räumen notdürftig alle nicht niet- und nagelfesten Dinge in der Kajüte in die Schränke bzw. von den Tischen. Mittlerweile hält (im wahrsten Sinne des Wortes) sich die gesamte Crew an Bord auf und wir steuern Richtung Garrykennedy. Zum ersten Mal haben wir echte Schwierigkeiten bei der Navigation. Schäumende und spritzende Gicht, Nord/Ost-Wind mit starken Böen und damit behinderte Sicht verlangen uns alles ab. Aber der Kompass hilft weiter und so können wir kurz vor Garrykennedy die Hafeneinfahrt erkennen.
Die Strömung ist beim Hafenbecken sehr stark, aber der Hafen ist um diese Zeit noch fast leer und wir finden einen wunderbaren (geschützten) Anlegeplatz direkt unterhalb der Ruine der Kennedy´s. Es ist erst 15H00 und wir machen einen Rundgang durch Garrykennedy, den "Zauberwald" und landen anschließend bei Ryan´s Pub. Dermaßen gut "erholt" legen wir uns in die Koje und auf die Bänke am Anleger und dösen in der mittlerweile aufkommenden Sonne. Gegen 20H00 können wir es an Bord nicht länger aushalten und machen wir uns auf den Weg zu Larkin`s.
Ein Dinner ist angesagt und die Crew hat mordsmäßigen Kohldampf. Der "Schwarze Hund" nimmt nach mehreren Anläufen nun doch ein Sirloin-Steak, Seppl eine Truite, Domi ein Hamburger und meine Wenigkeit Mushrooms with Garlic und dazu Chicken Wings. Nach dem Essen warten wir sehnsüchtig auf die Music. Es ist 21H30.
Domi verschwindet auf "4U2P" und kommt nicht wieder. Gegen 22H00 wegen "Druck", und Domi, mache ich mich ebenfalls auf den Weg nach "4U2P". Aus dem Nebenzimmer neben dem Klo höre ich laute Music, da muss doch eine gute Stimmung sein. Da kann ich natürlich nicht widerstehen, zuerst treffe ich an der Theke Domi (wo sonst?) und dann sind wir mittendrin in der Party.
Eigentlich eine Privat-Fete. Aber Ray, ein Boy aus Limerick mit unzähligen Freunden und Freundinnen, feiert seinen 27.Birthday und lädt uns spontan zum mitfeiern ein.
Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und schon sind wir auf der Tanzfläche und lassen die "Hosen wackeln". Mittlerweile haben auch Seppl und der "Schwarze Hund" begriffen und beißen sich an der Theke fest. Eine Schulband spielt bis 2H00 alle bekannten Songs und die Meute bebt. Es wird eine denkwürdige Nacht mit dancing & drinking all the time, wir lernen viele Freunde kennen und sind begeistert über die Gastfreundschaft. Ray und seine Crew der Landratten wird uns unvergessen bleiben. Um 3H30 war schließlich (leider) Schluss und wir geleiteten die Partygesellschaft zum Bus. Domi und der Käpt´n mussten sich gegenseitig gut zureden um nicht mit einzusteigen um die Party in Limerick weiterzufeiern. Gottseidank haben wir das gute alte Sprichwort beherzigt das da sagt: "Du sollst nicht vor dem Bus rumstehn, sondern in die Koje gehn..."
Wie schrieb der Käpt´n nachts nach der Heimkehr unbeirrt noch in sein Logbuch:
"It was wonderful", kaum lesbar, aber Recht hat Er !!
Loguch des Käpt´n, Freitag 06.09.2002
Unsere Hoffnung auf ruhigeres Wetter hat sich leider nicht erfüllt, auch heute morgen weht eine steife Brise, mind. 5 Bft., von der wir über Nacht im geschützten Hafen von Garrykennedy wenig mitbekommen haben. Nach einem Frühstück mit Eiern und Speck wagen wir die Derg Überfahrt in Richtung Mountshannon. Draußen auf dem See ist es trotz des Windes heute morgen noch relativ ruhig, aber nur einige wenige Boote sind zu sichten. Kurz vor Mountshannon gehen wir auf SSW-Kurs und nach einer halben Stunde können wir bereits die Einfahrt zum Scarriff-River im Fernrohr ausmachen. Der Kanal schlängelt sich wunderbar durch die Landschaft und ist ohne Probleme zu durchfahren. In Scarriff Harbour machen wir fest, nehmen einen kleinen Imbiss (gebackene chinesische Nudeln mit Chicken-Breast) ein und Warten auf Wetterbesserung. Aber das Gegenteil ist der Fall und wir beschließen abzulegen (der Käpt´n: "... bring euch raus auf den Derg"), vorher verstauen wir noch alle Vorräte seefest.
Auf dem See müssen wir feststellen, dass der Wind mittlerweile auf SW gedreht hat und uns damit heckseits trifft. Den Rückenwind ausnutzend nehmen wir Kurs auf Dromineer. Hinter Cribby Island treffen wir auf über 1 m hohe Wellen und die Gicht duscht Steuermann und Navigator. Gegen 15H00 erreichen wir Dromineer, ein sehr schöner gemütlicher Hafen mit alter Burgruine und einem wunderbaren Pub.
Das Hafenbecken ist ziemlich leer und viele Jetty´s unbelegt. Wir legen am erstbesten Jetty an, ein Fehler wie sich erst später herausstellen sollte. Wir reservieren für den Abend einen Tisch im "Whiskey Stills" und nehmen bei dieser Gelegenheit noch einige Pint. Der Wind hat mittlerweile schon wieder gedreht, kommt nun von NW und trägt kleinere Wellen in das Hafenbecken. Noch schnell einige Barsche gezupft und dann ab zum Essenfassen.
"The Whiskey Still" ist ein urgemütlicher Pub mit einer leckeren Speisekarte. Bei Seppi gibt´s Burger, bei Domi Fisch und der Käpt´n entscheidet sich für ein Filetsteak, "english" versteht sich. Der "Schwarze Hund" kann sich mal wieder nicht entscheiden und schließt sich somit dem Käpt´n an. Zum Essen nehmen wir einen Australischen Chardonnay und danach einen Cognac. Später treffen wir an der Bar den Besitzer, der gerade von einer Beerdigung kommt. Da er über 10 Jahre in Österreich lebte, versucht er seinen knappen Wortschatz an den Mann zu bringen. Aber die einzigen Wörter die noch halbwegs verständlich waren lauteten: " .. bin besoffen ..., bin verdammt besoffen".
Nichtsdestotrotz folgen wir seiner Einladung und nehmen an der Theke noch einige Pints. Mittlerweile hat auch der Käpt´n Sprachprobleme... Gegen 1H00 verabschiedeten wir uns von unseren Freunden und machten uns auf zur SPA, die letzte Nacht unseres Törns stand bevor.... und die sollte unruhig werden. Der Wind und damit auch die Wellen wurden stärker und das Schiff schaukelte und die Fender knarrten. Nichts für schwankungsanfällige Gemüter...
Loguch des Käpt´n, Samstag 07.09.2002
Käpt´n seekrank und unfähig zum Logbuch führen, nur soviel:
Rückenwind trägt uns nach Killaloe,
Burger und Pint´s bei Molly (nicht für den Käpt´n), Josie fährt wie der Henker nach Shannon (nicht gut für den Käpt´n), Ryan-Air landet planmäßig um 23H30 in Hahn.
So long, Käpt´n Georges
(c)2003, Text: Jürgen Seibert, Fotos: Jürgen Seibert, Stefan Kupner.
Alle Rechte vorbehalten.
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