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Drei Wochen auf dem Shannon (5)
von Konni und Wilhelm Offer

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Freitag, 04.06.1999

Beim Aufwachen hörten wir schon den Regen auf unser Dach trommeln. Wir ließen es langsam angehen mit unserem Frühstück, denn wir hatten ja Zeit genug.
Kurz nach dem Ablegen klingelte das uns von der Emerald Star Line zur Verfügung gestellte Mobil-Telefon. Nachdem Wilhelm drangegangen war, meldete sich aber niemand. Wir suchten die Telefonnummer von Emerald heraus und Wilhelm rief dort an. Es lagen aber keine Nachrichten für uns vor. Kurz vor der Albert Lock klingelte es dann wieder und jemand wollt einen gewissen O'Connor sprechen. Der Gesprächspartner von Wilhelm war überrascht, dass er bei uns angekommen war.
An der Albert Lock, der Unglücksschleuse von 1984, hatte sich seit dem letzten Jahr einiges geändert. Es gab jetzt Ampeln an den Einfahrten - unsere zeigte grün, obwohl das gegenüberliegende Tor geöffnet war. Auf den Schleusentorbalken waren gelbe Blinklichter angebracht worden und die Schleuse konnte von einem ähnlichen Terminal wie im Shannon-Erne-Waterway aus bedient werden. Ich sprach den Schleusenwärter auf die Veränderungen an, aber er war, wie schon so oft, sehr muffelig.

Wir schleusten herunter und fuhren dann in Richtung Roosky weiter. Auf dem letzten Stück im Lough Bofin war der Wind sehr stark und es wellte ganz nett. Ein paar Querwellen schaukelten uns ganz ordentlich durch. Durch die Brücke in Roosky passten wir mit unserer Ennis Star locker durch. So haben kleinere Boote auch ihre Vorteile.
Da unser Telefonakku fast leer war, gingen wir zunächst in den "Crews Inn"-Pub auf ein Pint und ein Glass of Guinness. Zum Aufwärmen gab es eine "Soup of the Day" (Pilzsuppe mit frischen Brown-Scones, die noch warm direkt aus dem Backofen kamen). Hinterher gönnten wir uns noch eine Portion Räucherlachs mit Brownbread. Es war eine reichliche Portion.
Inzwischen ging draußen die Welt unter. Auf das Dach des Pubs trommelten Regen und Hagel. Heute war wirklich "irish weather", von allem etwas.
Nach unserem Lunch kauften wir bei Centra, direkt gegenüber des Pubs, noch Zigaretten und Spüli.

Es wurde zwar wegen der Mittagspause im Moment nicht geschleust, aber wir fuhren schon mal in Richtung Schleuse los. Das Tor war auf unserer Seite offen und so gesellten wir uns zu dem schon in der Schleuse liegenden Boot hinzu. Bevor Lockkeeper Tony dann mit dem Schleusen loslegte, kam noch mal ein heftiger Hagelschauer vom Himmel. Er meinte, dass wir aber doch schönes Wetter hätten - zwischen den Hagelschauern. Er ist und bleibt ein lustiger Vogel. Heute hatte er zusätzliche Hilfe von einem jungen Mann. Allmählich wird wohl eine neue Generation von Schleusenwärtern kommen. Die meisten von ihnen waren schon 1980 an den Locks gewesen.

Auf der anderen Seite der Schleuse tummelten sich die Boote. Mit einem Mal war diese Menge nicht zu bewältigen. Einige mussten wohl morgen ihr Boot in Carrick abgeben. Zwischen Roosky und Termonbarry kam dann auch wieder mal die Sonne durch. Aber kurz vor der nächsten Schleuse erwischte uns dann wieder ein Regenguss. Selbst auf dem Fluss waren die Wellen sehr kräftig. Auch in Termonbarry passten wir durch die Brücke - aber etwas knapper als in Roosky. Unser geliebter Anleger direkt vor der Schleuse war frei und wir legten dort an. Hier wollten wir auch übernachten. Das große Kanalboot, das den zweiten Steg jahrelang blockiert hatte, war inzwischen weg. Das Wetter hatte sich gebessert und so machten wir uns einen Kaffee, den wir draußen genießen wollten.

Wilhelm bereitete seine Angeln vor. Die Barsche ließen auch nicht lange auf sich warten. Plötzlich kriegte er Besuch. Eine Katze hatte sich von vorne angeschlichen und maunzte ihm nun etwas vor. Seinen Köderfisch, mit dem er sie füttern wollte, verschmähte sie aber. Aber etwas Anderes gibt es nicht. Der Hunger des Kätzchens war dann aber wohl auch nicht sehr groß.
Wir verbrachten den Nachmittag richtig geruhsam. Dann meldete sich der "kleine Hunger" und das Abendessen wurde vorbereitet. Wilhelm selektierte das Sirloin Steak.

Dann sahen wir, dass die Menge Fleisch ausreichen würde, noch mindestens drei weitere Personen satt zu machen. Also hatten wir auch für morgen schon etwas zu essen. Zum Steak gab's Pellkartoffeln und baked beans. Beim braten der Steaks hatte sich Wilhelm eine Schürze umgebunden, aber diesmal hielt sich die Fettspritzerei in Grenzen.

Beim Absacker nach dem Essen klopfte jemand an die Scheibe des Bootes. Ein Mann fragte: "Do you speak english?" Als Wilhelm dies bejahte, meinte er: "Good man!". Er stellte sich als Polizist vor und riet uns, heute Nacht die Angeln in der Kabine einzuschließen, da in den letzten Nächten mehrere Angelausrüstungen gestohlen worden waren. Ja, so ist das leider. Die Zeiten haben sich geändert. Die Zeit, wo man alles offen stehen lassen kann ist offensichtlich vorbei. Schade!
Es wurde noch schnell die Kombüse geklärt und dann hatten wir Feierabend. Bei Klängen der "Irish Power Women" (Enya, Mary Black und Sinéad O'Connor) ließen wir den Abend ausklingen.
Heute Nachmittag war eine Frau zu uns gekommen und meinte: "Post for you". Sie überreichte uns ein Plakat, dem wir entnahmen, dass heute Abend in einem Pub im Ort Musik sein sollte. Aber wir machten lieber unseren eigenen Pub mit "Irish Music".

Samstag, 05.06.1999

Ich stand heute sehr spät auf, erst gegen neun Uhr. Wilhelm war mit dem Dinghy unterwegs und kurz nachdem ich aufgestanden war, kam er auch wieder zurück. Er hatte zwar einen Eisvogel gesehen, aber der erwünschte Hecht blieb aus. Der Himmel zeigte viel Blau und es war auch recht warm, obwohl es letzte Nacht nur 5°C gewesen waren.
Wir wollten gerade eine Tasse Kaffee trinken, als die Schleusentore aufgingen. Es wurde beschlossen sofort abzulegen, um mit runter zu schleusen. Diesmal ging es sogar ohne Regen ab und der Himmel versprach nichts Schlechtes.

Einen Großteil der Strecke nach Lanesborough wurde wieder mal auf Hechte geschleppt. Aber auch dieses Mal blieben sie aus. Im Hafenbecken von Lanesborough fanden wir einen schönen Liegeplatz und wir richteten uns einen Brunch. Es schmeckte wie immer hervorragend. Danach gingen wir zum Einkaufen und versorgten uns mit Lebensmitteln. Montag war Bankholiday und man konnte nicht wissen, ob dann die Geschäfte geöffnet hätten. Der Metzger meinte zu uns, dass heute ein schöner Tag sei, um über den See zu fahren. Und eine Anlegestelle - Hodson's Bay - empfahl er uns auch. Doch wir hatten andere Pläne.



Die Sonne brannte mittlerweile ganz kräftig. Also musste das Spülgeschirr warten und ich setzte mich nach draußen. Wilhelm hatte noch ein paar Angelutensilien eingekauft und als er zurückkam, lag die Dunboyne, unser Boot von 1980, am Anleger. Wilhelm sprach den Besitzer darauf an, dass dies unser erstes Boot auf dem Shannon gewesen sei. Der jetzige Eigner meinte darauf, dass er das Gefühl hätte, dass jeder zweite Shannonfahrer schon mal auf seinem Boot übernachtet hätte. Er würde sehr oft darauf angesprochen. Er gab uns auch die Information, dass Brian Cullen die Derg Line verkauft hat und die Marina jetzt einen anderen Namen trägt. Wir hatten uns schon gewundert, dass wir bisher noch kein ockerfarbenes Boot der Derg Line gesehen hatten.

Wilhelm packte seine Angelsachen und ging zum Warmwasserauslauf des Kraftwerks auf der gegenüberliegenden Seite. Er wollte dort sein Glück versuchen. Ich setzte mich derweil ins Sönnchen und vertiefte mich in mein Buch. Die Gelegenheit, sich zu sonnen, musste genutzt werden, so lange sie sich bot. Für's Spülen war auch später noch Zeit.
Wilhelm brachte von seinem Angelausflug fünf schöne Barsche mit, die er dann filetierte. Wenn's schon keinen Hecht gibt, so soll es morgen wenigsten Barschfilet in Wein-Sahne-Soße geben.
Heute verspeisten wir zunächst die restlichen Steakstücke mit Knoblauch-Blattspinat und konnten danach wieder die Küche komplett abwaschen. Das schöne Wetter war inzwischen vorbei und es regnete mal wieder. Aber das störte uns beim Backgammon nicht sonderlich.


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