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Dienstag, 01.06.1999
Wilhelm hatte mir einen Zettel hingelegt, dass er mit dem Dinghy weg ist. Ich hatte mir gerade eine Tasse Kaffee gemacht, als er zurück kam. Es gab nur eine kleine Schnitte, dann wollten wir erst mal ein Stück fahren. Das kleine Boot, das gestern vor uns gelegen hatte, lag jetzt am ersten Marker im Fluss an der rot markierten Seite. Es sah so aus, als ob jemand das Boot in der Nacht los gemacht hätte und die Strömung es um die Ecke getrieben hat. Ein echt schlechter Streich.
Wir hatten uns vorgenommen, die Rückreise durch den Kanal schon heute anzugehen. Vorbei am Aghalane Mooring fuhren wir bis vor die erste Schleuse des Kanals. Dort gab es erst mal ein ausgiebiges Frühstück. Wir hatten beschlossen, heute noch bis Haughtons Shore zu fahren, damit der Weg nach Ballinamore morgen nicht so weit ist. Wir legten im Hafenbecken an. Inzwischen war das Thermometer auf 25 Grad gestiegen und man konnte es sich draußen richtig gut gehen lassen.

Kurze Zeit später sah ich auch die markanten Köpfe von Schmitz & Co auftauchen. Ohne Verabredung trafen wir uns immer wieder. Sie hatten heute morgen ein paar Hechte gefangen, die sollte es zum Abendessen geben. W. meinte: Gulasch ist doch kein richtiges irisches Essen. Das sollte es nämlich heute bei uns geben. Drei der Truppe gingen zum Angeln und W. band sich seine weiße Schürze um. Er war der Koch und sah richtig professionell aus.
Es kamen immer wieder Autos, um die Boote zu bestaunen. Dies machte aber viel Radau, weil sie vorher über ein cattle grid fahren mussten. Es begann ein leichter Drizzle und allmählich kehrte Ruhe ein.
Mittwoch, 02.06.1999
Mangels Hunger wurde heute morgen nur ein Kurzfrühstück eingelegt. Die Crew der Carrick Craft war kurze Zeit vor uns losgefahren. Das Wetter war leider trüb, der Himmel verhangen; das versprach nichts Tolles für den heutigen Tag. Im Garadice Lough schleppte Wilhelm eine Weile auf Hechte, aber leider ohne Erfolg.
An Schleuse 5 (Ardrum Lock) kamen aus der anderen Richtung zwei Kanalboote, die offensichtlich zur Marina überführt wurden. Wilhelm wollte bei dem Ablegemanöver in der Schleuse helfen und ging mit dem Tau an Bord eines der Boote. Inzwischen hatte es sich aber schon etwas von der Mauer entfernt und der Schritt zurück auf die Schleusenmauer wurde sehr groß. Beinahe wäre es schief gegangen und Wilhelm in der Schleuse gelandet. Er kam gerade noch an Land. Alles ging gut, nur die Hand, auf die er gefallen war, war etwas "abgeschrappt". So kam wieder einmal unser Bepanthen zum Einsatz.
Weiter ging es nach Ballinamore ins Hafenbecken. Schmitz & Co hatten schon angelegt. An dem anderen Anleger hatten sich zwei Angler breit gemacht. Sie sahen es auch nicht ein, uns Platz zu machen und sich neben uns an den Anleger zu setzen. Deshalb verdrückten wir uns wieder von hier, schleusten noch hoch und legten uns an den großen Anleger oberhalb der Schleuse.
Wir marschierten in den Ort und kehrten zunächst zum Lunch ins Take-Away ein. Nach dem Essen wurde Arbeitsteilung vereinbart: Wilhelm besorgte die flüssige und ich die feste Nahrung. Im Supermarkt war die Auswahl sehr gut und prophylaktisch kauften wir auch schon mal eine Flasche Wein. Vielleicht kommt ja der Hecht dazu bald hinterher. Wir kehrten zum Boot zurück.
An der Brücke hatten wir gesehen, dass Schmitz & Co schon weitergefahren waren. In Schleuse 7 (Ballyduff Lock) sahen wir sie dann wieder. Wir schleusten zusammen und fuhren dann eine Weile hintereinander. Eigentlich wollten wir uns gegen fünf Uhr einen Anleger zum Übernachten suchen. Da wir aber keinen uns zusagenden fanden, fuhren wir und fuhren und fuhren. Als nur noch drei Schleusen bis Leitrim übrig waren, wurde beschlossen, auch noch den Rest des Kanals bis Leitrim zu fahren. In Schleuse 14 (Drumduff Lock) hatte sich ein kleiner Hecht verirrt. Er schien schon etwas schlapp von den Wasserstrudeln innerhalb der Schleuse. K.H. hielt ihm immer wieder einen Wobbler vor die Nase, aber das Hechtlein hatte kein Interesse daran.
Gegen halb acht hatten wir dann endlich die letzte Schleuse vor Leitrim passiert. Wir blieben am Anleger unterhalb liegen, weil die Stege voll besetzt waren. Hier hatten wir auch unsere Ruhe. Es gab Abendessen und danach gingen die Männer zum Angeln. Mit einem Mal zeigten fast sämtliche Angeln Bisse an. Bei allen waren es Aale, die den Ködern nicht widerstehen konnten. K.H. hatte stramm zu tun mit abhaken, ausnehmen und abziehen der Fische.
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Auf Richards bestandene Prüfung genehmigten wir uns dann noch einen Mirabellenschnaps.
Morgen werden sich unsere Wege wohl endgültig trennen. Wir hatten ja noch gut eine Woche vor uns, die Männer des anderen Bootes haben am Samstag ihre eine Woche schon um. Aber es ist ein lustiger Haufen und sie haben viel Spaß miteinander. Der Koch versorgt sie bestens mit Essen und der Rest wird in Gemeinschaftsarbeit erledigt.
Donnerstag, 03.06.1999
Wir schliefen wie scheintot. Der gestrige Tag war, durch die viele Fahrerei, sehr anstrengend gewesen. Frühstück gab's jetzt noch keins, nur eine Tasse Kaffee genehmigten wir uns. Wir wollten den Steg vor neun Uhr räumen, da dann die Schleuse geöffnet wurde, und wir nur hinderlich sein würden. Wir verabschiedeten uns nun endgültig von Schmitz & Co. Sie wollten in den Lough Key für den Rest der Woche und wir nach Carrick-on-Shannon.
Dort angekommen, legten wir zunächst an der Tankstelle an. Jetzt konnten wir unseren 20 IRP Gutschein einlösen. Es wurden 84 l Diesel nachgefüllt für einen Betrag von 33,59 IRP (ca. 84,00 DM). Ein Liter Diesel für eine Mark, dies war recht günstig. Im Anschluss gab's erst mal ein ausgiebiges Frühstück; heute mal mit White Pudding - der schmeckte auch nicht schlecht. Nach dem opulenten Mahl wurde gespült und wir machten unseren obligatorischen Einkaufsgang in die Stadt. Beim Metzger kehrte Wilhelm ein und besorgte ein riesiges Sirloin-Steak. Noch eine Apple-Tart beim Bäcker, dann ging's zurück zum Boot.
Hier war nun Bootsreinigung angesagt. Wilhelm schrubbte das Deck und ich beschäftigte mich innen. Und auch wir machten unsere Generalreinigung. Es lohnte sich Beides. Als dies alles erledigt war, legten wir ab und schipperten los in Richtung Jamestown. Fast den ganzen Weg dorthin wurde auf Hechte geschleppt, aber selbst der neue Wobbler lockte die Fische nicht an. Es tat sich nichts. So musste unser Fischessen noch einen weiteren Tag warten.

Wir legten in Jamestown an. Das Wetter war inzwischen sehr schön geworden und in der Sonne war es richtig heiß. Im Backofen wärmten wir die Apple-Tart auf und schlugen dazu die Sahne. Ich meinte, dass das Wetter ja Kaffee trinken draußen zulassen würde. Also schleppten wir unseren Tisch auf das Sedan-Deck und deckten uns dort eine schöne Kaffeetafel. Zum Angeln war es zu warm, also entschlossen wir uns zu einer Partie Backgammon. Danach machte Wilhelm ein Nickerchen auf der Couch und ich verzog mich mit meinem Buch nach draußen auf einen der dicken Poller.
Durch die Müllabfuhr wurde Wilhelm dann geweckt. Ein Stück vor der Brücke hatte ein weiteres Boot angelegt und während die Männer dieses Cruisers angelten, sonnten sich die Damen im Bikini auf der nahe gelegenen Wiese. Die Müllmänner hatten ihren Spaß bei so viel nacktem Fleisch. Man konnte ihnen anhören, auch ohne dass man es verstand, dass sie sich köstlich amüsierten.
Wilhelm baute sich an der Treppe seine Angelsachen auf. So nach und nach füllte sich der Anlegesteg. So wie das schöne Wetter gekommen war, nämlich plötzlich, so schnell verzog es sich auch wieder. Es kamen dicke schwarze Wolken, die nichts Gutes versprachen. Relativ spät traf dann noch ein großes Boot der CarrickCraft ein. Alle rückten etwas zusammen und so passten sie noch an den Anleger. Sie waren erst zum Teil festgezurrt, da begann der große Regenguss. Bis alles vertäut und fest war, waren wir auch schon alle nass.
Allmählich versammelten sich auch die berühmt, berüchtigten "Stinker" wieder und fielen in Scharen über uns her. Sie waren wieder mal penetrant. Also wurden wieder alle Lüftungen mit Küchenrolle zugestopft und die Luken geschlossen. Aber vereinzelt schafften es immer wieder Einige durch irgendwelche Ritzen zu schlüpfen. Die wurden dann manuell entsorgt.
Nach einer weiteren Partie Backgammon gingen wir dann zu Bett und schliefen den Schlaf der Gerechten.
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