Donnerstag,
26.08.04
Der Tag beginnt mit einem freundlichen Sonne-Wolken-Mix. Gegen halb
zehn kommen Arbeiter in den Hafen und starten den Mäher. Wir
beschließen zu flüchten um nicht durch das frisch geschnittene
Gras fahren zu müssen. Am Ende des Kanals, in der Blackbrink
Bay lassen wir uns ein paar Minuten treiben und kontrollieren brav
aber unnötigerweise die Filter.
Wir fahren wieder Richtung Süden und machen
gegen Mittag in Athlone fest. Bevor wir von Bord kommen spricht
uns ein freundlicher Herr von Bord Failte an und bittet uns ihm
einige Fragen zu beantwortet, was Tim mit ein wenig Unterstützung
klasse hinbekommt. Danach marschieren wir los. Wir laufen zum Golden
Island Shopping-Center um unsere Vorräte zu ergänzen.
Auf dem Weg zu Tesco lässt sich Pit noch die Haare schneiden
und ersteht ein paar neue Schuhe. Ich komme natürlich wieder
nicht an den Vanille Fudges von Thornton vorbei. Der neue Kalender
wird auf dem Rückweg reklamiert, es fehlen 2 Monate.
Zurück auf dem Boot gibt es erst mal ein arg
verspätetes Mittagessen, dann zieht Pit noch mal los um Antiquitäten
zu suchen, während Tim und ich auf dem Boot eine ruhige Kugel
schieben. Die Entscheidung über das heutige Nachtquartier fällt
leicht. Da wir weder in den Pub noch in ein Restaurant wollen, gibt
es keinen Grund 10.- € für die Übernachtung zu zahlen
und wir legen mal wieder am Killinure Point an. Bei der Ankunft
hat sich der Wind zu einem Fast-Sturm entwickelt und Pit hat einige
Schwierigkeiten sich für einen Anleger zu entscheiden. Am Ende
liegen wir mit viel freundlicher Hilfe sicher vertäut. Gerade
noch rechtzeitig, bevor sich die Schleusen von oben wieder öffnen.
Heute kommen wir wohl nicht mehr vom Boot.
Freitag,
27.08.04
Der Tag beginnt mal wieder mit strahlendem Sonnenschein. Wir legen
um halb zehn ab und tuckern erneut Richtung Athlone. Vor der Schleuse
müssen wir recht lange warten, der Lockkeeper hat keine Lust
leer zu schleusen. Mittags legen wir in Clonmacnoise an und lernen
Ophovens kennen. So langsam weiß ich wofür der Wimpel
gut ist. Beim nächsten Mal sollte ich doch einen mitnehmen.
Während wir plaudern geht Tim auf Tour durch die Klosteranlage.
Nach einem schnellen Lunch geht es weiter. In
Banagher machen wir einen kurzen Stopp und schauen auf einen Scone
und eine Tasse Kaffee bei Heidi rein. Zurück auf dem Boot werden
wir von einem CC Mitarbeiter "verscheucht". Kein Problem,
wir wollen eh noch weiter nach Meelick. Dort angekommen machen wir
einen ausgedehnten Spaziergang, der uns durch Zufall zur St. Frances
Church führt, der ältesten Kirche Irlands, in der noch
Gottesdienste gefeiert werden. Wir werden am Tor schon von einem
Hund erwartet, der sich uns begeistert anschließt, aber glücklicherweise
nicht mit an Bord will. Da sind die Artgenossen, die am Anleger
rumflitzen viel interessanter. Nach dem Essen genießen wir
den herrlichen Sonnenuntergang.
Samstag,28.08.04
Wir starten gegen halb zehn in Meelick, kommen recht schnell durch
die Schleuse und sind trotzdem fünf Minuten zu spät an
der Brücke. Also quetschen wir uns in den übervollen Hafen
von Emerald. Pit's Versuch rückwärts anzulegen enden fast
mit dem Tod eines Dinghis, aber dann liegen wir doch ohne größere
Materialverluste an dem elend hohen Anleger. Zeit genug für
Sightseeing durch die Marina und einen Besuch beim Brückenwärter.
Danach geht es direkt in den nächsten Hafen um einen kurzen
Bummel durch Portumna zu machen und die schon obligatorischen Antikläden
zu besuchen. Von einem bekommen wir den Tipp, dass morgen in Tuamgraney
Trödelmarkt ist. Na prima, genau unsere Richtung! Zurück
auf dem See geht meine Besserwisserei dem Skipper so auf die Nerven,
dass ich den See allein fahren darf. Der Seegang ist trotz einiger
Brecher erträglich. Knappe dreieinhalb Stunden später
erreichen wir den nagelneuen Hafen von Scarriff.
Sonntag,
29.08.04
Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zu dem Markt.
Meine Männer stöbern begeistert durch alle Winkel und
Ecken, während sich mein Enthusiasmus in extrem engen Grenzen
hält. Nach gut einer Stunde habe ich auch das überstanden.
Auf dem Rückweg leihen wir uns an der Tankstelle wieder Kanister
um unser Boot aufzufüllen. Der Liter kostet hier sagenhafte
55,4 Cent, im Gegensatz zu 80 Cent bei Waveline. Grund genug den
Weg zweimal zu machen.
Auf dem Weg zurück haben wir den auffrischenden
Wind lange im Rücken, bevor es auf der Höhe von Drummaan
richtig heftig wird. Eine gute Stunde später kenne ich jeden
einzelnen Muskel im Schulter und Oberarmbereich. Wir steuern Kilgarvan
um unsere alten Bekannten im dortigen Antikshop zu besuchen, legen
aber nach 5 Minuten wieder ab, weil uns die Brecher fortwährend
gegen die Kaimauer knallen. In Terryglass liegen die Boote in Sechserreihen,
nichts für uns. Also lassen wir uns auf dem Weg nach Portumna
noch mal richtig durchschütteln. Wir machen am letzten freien
Platz vor der Brücke fest. Die Wartezeit bis zur Brückenöffnung
verkürzt sich Pit mit einem Spaziergang, während ich Schwerstarbeit
dabei leiste zwei anderen Booten beim Festmachen zu helfen.
Wer hätte gedacht, dass ich mal in die Lage
komme "Privaten" beim Anlegen zu helfen. Ich dachte immer
die können alles allein. Aber gegen den Wind sind selbst erfahrene
Skipper machtlos. Beaufort 6-7 wie ich im Nachhinein erfahre. Sorry,
Sven, haben wir nicht gewusst ;-). Unsere heutige Mammuttour findet
am Victorialock ein jähes Ende. Es ist halb sieben und Sonntag,
der Schleusenwärter hat seit einer halben Stunde Feierabend.
Im Gegensatz zu mir, ich stehe noch eine Stunde am Herd und backe
Pfannkuchen. Wenigstens mit dem Spül hab ich mal wieder nichts
zu tun, sondern kann in Ruhe tippen.
Montag, 30.08.04
Montagmorgen am Victoria Lock: Um kurz nach neun beginnt der Lockkeeper
das Wasser aus der Schleuse zu lassen. Nett von ihm, er schleust
leer für uns. Um viertel nach neun tut sich in punkto Schleusentor
immer noch nichts, obwohl der Wasserstand stimmt. Dafür stehen
plötzlich 2 Leute auf dem Tor und gucken etwas ratlos. Um halb
zehn teilt uns der Schleusewärter mit, dass sie keinen Strom
haben und erst mal auf den Wagen mit dem Generator warten müssen.
Der kommt für irische Verhältnisse erstaunlich schnell.
Nachdem die Kabel quer über der Schleuse verlegt worden sind
geht es dann auch erstaunlich schnell los. Wir sind gegen halb zwölf
in Banagher, wo Pit versucht seine Angel reparieren zu lassen.
Wir legen bei Silverline, am schlechtesten Jetty
am ganzen Shannon an und fragen höflich im Büro, ob wir
eine Stunde liegen bleiben dürfen und bekommen die Erlaubnis
grad mal so. Also legen wir kurz drauf wieder ab und nehmen den
Lunch lieber noch mal in Clonmacnoise. Über die Leistung einer
Emeraldcrew können wir schon kaum noch lachen. Es ist einfach
nur peinlich. Erst versuchen sie per Hin und Zurückfahren ihren
Kahn in der Box zu wenden, dann bleiben sie mit laufendem Motor
liegen und hindern mit ihrem quer liegenden Dinghi ein anderes Boot
beim anlegen. Wir warten ab bis sie ihr Ablegemanöver dann
doch noch geregelt kriegen bevor wir auch wieder losmachen um weiter
nach Athlone zu schippern. Ein letzter Einkaufsbummel und dann geht
es zurück zum Point. Wir machen gegen halb acht fest und treffen
mal wieder auf Kondlers, Ophovens und Norbert.
Dienstag,
31.08.04
Ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Die Sonne strahlt, während
die letzen Nebelschwaden über den See ziehen. Wir sitzen in
der Sonne und überlegen ernsthaft unseren Urlaub um einige
Tage zu verlängern. Na ja, träumen erlaubt, aber so recht
passt es dann doch nicht. Also einfach den letzten Tag in vollen
Zügen genießen. Wir tuckern gemütlich durch die
Inner Lakes, finden den schönsten Platz dort wieder und dann
macht ein paar Stunden jeder, was er mag.
Tim planscht im Wasser, Pit "spielt"
mit seiner Angel, und ich liege auf dem Dach der Lobelia und lasse
die Seele baumeln. Das ist Urlaub pur. Aber leider bleibt die Zeit
nicht stehen und Übergabe, Saubermachen und Kofferpacken liegen
noch vor uns. Trotzdem gönnen wir uns noch einen Abstecher
zum Glasson Golf Hotel, bevor wir zum letzten Mal in der Marina
festmachen. Die Übergabe verläuft reibungslos, meine Meckerecke
auf dem Waveline-Fragebogen wird Punkt für Punkt durchgegangen;
obwohl wirklich nichts Ernsthaftes zu beanstanden war. Wir erstehen
noch ein paar Souvenirs und dann werden endgültig die Koffer
gepackt.
Tims Beteiligung an den allgemeinen Pflichten findet
mit Norberts Auftauchen ein jähes Ende. Na gut, dem Angebot
mit dem Dinghi fahren zu dürfen hätte ich mit 14 wohl
auch nicht widerstehen können. Nachdem die wichtigsten Dinge
erklärt sind, braust Tim los. Am Jetty zurück bleiben
panische Eltern und ein durch nichts aus der Ruhe zu bringender
Norbert. Ich beruhige mich nach einigen Minuten wenigstens so weit,
dass ich mit Kochen beginnen kann. Der Topf Pasta, den ich am Ende
zu Tisch bringe, ist zwar nicht besonders gelungen, aber selbst
für 4 Personen reichlich. Beim Essen wird die Rollenverteilung
für den Rest des Abends geplant: Pit und Tim spülen, Norbert
und ich fahren in den Pub. Das entsetzte Gesicht meines Mannes wäre
ein Foto wert gewesen. Okay, dann fahren wir eben alle gemeinsam.
Tim darf uns über den inzwischen fast dunklen Tümpel kutschieren.
Wieso hab ich bloß das Gefühl, dass Pit sich auf dieser
Strecke etwas krampfhaft festhält? Wir genießen unsere
Pints, aber irgendwann geht auch der schönste Tag zu Ende.
Mittwoch,
01.09.04
Obwohl wir sehr früh aufgestanden sind, wird es doch recht
hektisch. Die Zeit, die wir gestern Abend verbummelt haben, fehlt
plötzlich überall. Immerhin schaffen wir es vor dem Transferbus
am Office zu sein. Der Fahrt zum Flughafen verläuft ebenso
ereignislos wie auch der Rest der Reise. Mein Auto wartet brav im
Parkhaus und nach einer weiteren Stunde legen wir am heimischen
Straßenrand an. Los Jungs, raus und Leinen festmachen! Wie,
einen PKW parkt man einfach so? Hab ich ganz vergessen.
(c)2004, Text: Sabine Tobias, Fotos: Sabine Tobias,
Stefan Kupner.
Alle Rechte vorbehalten.
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