Nach einer kurzen Begrüßung zeigte er uns ein Video in englischer Sprache (eigentlich überflüssig), und eine junge Dame führte uns zu unserem Boot. Nach all den Warnungen aus dem Forum von Shannon-Info.de hatten wir uns schon auf das Schlimmste eingestellt. Aber vielleicht lag es am schönen Wetter, oder auch daran das wir statt des 2-3 Betten Cruisers der Klasse "Fionnuala" das 6 Betten Boot der Senead- Class erhielten, wir waren weder enttäuscht noch entsetzt.
Der Kahn war zwar schon sehr ins Alter gekommen, aber wer schon in alten Ost-Zeiten Campen war, lässt sich dadurch nicht abschrecken. Wir hatten auf jeden Fall für uns zwei viel Platz, und wie sich später herausstellte, auch keine Probleme. Selbst für die Nacht waren wir mit 6 Decken gut gerüstet.
Gegen 16.00Uhr kam dann endlich ein junger Mann zur Bootseinweisung. Durch Rüdiger Steinacher`s "Shannon Guide II" hatte ich wenigstens ein paar Hinweise was ich bei der Übernahme zu beachten habe. Sonst wäre ich ziemlich ratlos gewesen, denn die Erklärungen waren in Englisch und recht dürftig. Nach einer kurzen Probefahrt verschwand der Herr ohne weitere Verabschiedung. Wir waren etwas ratlos ob das nun alles war, letztlich entschieden wir uns für eine Geländebesichtigung und eine weitere Testfahrt. Bei der Besichtigung hatten wir folgende Eindrücke. Die Marina ist optisch vollkommen vernachlässigt, die Boote die wir sahen völlig überaltert. Der Anleger allerdings recht praktisch, da er geschützt liegt und kaum von anderen Cruisern besucht wird. Es gibt Wasser und eine Tankstelle, ein kleiner Lebensmittelladen ist direkt an der Marina.
Jetzt starteten wir endlich zu unserer ersten selbständigen Probefahrt auf den Shannon. Vorwärtsfahren war ja noch recht einfach, die Probleme kamen später. Als wir auf dem Shannon waren, fing es plötzlich an zu regnen. Hektisch fing ich an den Schalter für die Scheibenwischer zu suchen. Irgendwie gingen die Dinger nicht an und ich versuchte wieder zurück an den Anleger zu kommen. Jetzt stellte ich zu meinen Erschrecken fest, das in der Marina generell rückwärts angelegt wird. Toll, wie bekomme ich das Heck an den Steg? Das Ruder reagierte beim Rückwärtsfahren nicht, das war meine erste Erfahrung. Glücklicherweise hatten in der Zwischenzeit zwei Boote von "Waveline Cruisers" angelegt, und die Besatzung half mir beim Anlegen.
Den Schalter für die Scheibenwischer hatte ich übrigens in der Zwischenzeit auch gefunden. Meine Frau übte sich jetzt gleich mit dem Festschlingen des Bootes. Alle Achtung, ihre jahrelange Strickerfahrung zahlte sich jetzt aus. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie die Schlingen im Griff. Nach dieser Feuertaufe beschlossen wir, Proviant zu besorgen. Eine freundliche Irin zeigte uns den Weg zum nächsten Supermarkt (Dunnes Store). Erfreulicherweise hatten wir nur ein kurzes Stück zu laufen, packten unseren Einkaufswagen voll und schafften alles gleich zum Boot. Jetzt konnte eigentlich nichts mehr schief gehen, und so machten wir uns zum Abschluss des Abends auf die Suche nach den nächsten Pub. Da meine Frau der reinste Guinness- Genießer ist, galt es den möglichst kürzesten Weg zu finden, um nicht den Unwillen meiner besten Hälfte herauszufordern. 10 Minuten später erreichten wir das erste Pub. Es war zwar nicht so traditionell eingerichtet wie man es von Reiseführern kennt, aber dafür waren die Menschen darin äußerst kontaktfreudig. Nach kurzer Zeit war Mary, eine recht mollige aber nette Wirtin, bereits bereit eine Freirunde Guinness zu spendieren. Der Abend klang dann mit etwas Ohrensausen von den vielen auf uns einwirkenden englischen Sätzen, (oder war es doch das Guinness), aus und wir landeten zufrieden in unseren Kojen.
Donnerstag, 02.05.02, Athlone/ Shannon
Gegen 8 Uhr klettern wir aus unseren Betten und Frühstücken recht ordentlich. Der Cheddar schmeckt hervorragend und selbst der lösliche Kaffee lässt sich trinken.
10 Uhr wird es für uns ernst. Wir legen ab und fahren stromabwärts in Richtung unserer ersten Schleuse auf der Höhe von Athlone. Es ist schon ein seltsames Gefühl wenn man auf so ein Bauwerk zusteuert, ohne recht zu Wissen wie man dort zurecht kommt. Aber wie so oft, es ist alles halb so schlimm. Der Schleusenwärter hilft uns beim Anlegen, (wie übrigens alle Weiteren auch), und wir können die Schleusenfahrt in Ruhe genießen. Unsere nächste Station ist Clonmacnoise. Wir haben vorher schon beschlossen nicht auf Zeit zu fahren, sondern einfach nach Lust und Laune die verschiedensten Orte bis zum Ende des Lough Derg anzufahren. Als Hilfsmittel dienen uns der "Shannon Guide II", sowie die Anlegerbeschreibungen von Stevie`s Homepage.
Auf dem Weg nach Clonmacnoise war das Wetter typisch "Irisch". Nicht zu kalt, mal Sonne, mal ein paar vereinzelte Regentropfen, Wolken, etwas Wind, also wie man es aus Berichten kennt. Ich fühlte mich zusehends sicherer im Umgang mit dem Boot und sehe mir immer mehr auch meine Umgebung an. Nach einer halben Stunde Fahrt gibt es die erste Überraschung. Ein Eisvogel sitzt am Uferrand und lässt sich durch uns absolut nicht aus der Ruhe bringen. Er sollte nicht der Einzige sein. Es war überhaupt sehr friedlich. Außer Fischreihern, Schwänen, Kühen und ab und zu einem Angler kam uns auch kaum ein Boot entgegen.
Unser Ziel war schon von weitem erkennbar. Die Ruinen von Clonmacnoise sind vom Fluss aus nicht zu übersehen und am Anleger werkeln ein paar irische Arbeiter vor sich hin. Es sind nur zwei Boote zu sehen und so haben wir ausreichend Platz uns im Anlegen zu Üben. Ein Arbeiter nimmt uns die Leine ab und so klappt alles bestens. Es ist überhaupt sehr auffällig wie überall ohne viel Worte geholfen wird. Es grüßt auch jeder, ob Kind, Frau oder Mann. In Deutschland wäre das sicher etwas anders. Die Ruinen, der Friedhof und das Besucherzentrum von Clonmacnoise sind sehr beeindruckend, so das wir uns doch noch recht lange hier aufhalten und unser erstes Mittag auf dem Boot mit dem Kloster im Hintergrund einnehmen.
Danach beschließen wir den River Suck anzusteuern um in Ballinasloe zu übernachten. Wir passieren Shannonbridge und bekommen auf der Strecke zum River Suck wieder einen der seltenen Eisvögel zu sehen. Blau schimmert sein Gefieder in der Sonne und man bekommt ein Gefühl dafür wie großartig doch die Natur am Shannon ist. Überhaupt steht die jetzige Zeit unserer Reise im Zeichen des neuen, noch jungen Lebens in der Welt der Tiere. Wir werden ständig begleitet von jungen Lämmern, Kälbern, brütenden Schwänen und Enten. Die Fahrt auf dem Flussarm des River Suck ist sehr interessant, er schlängelt sich durch die Landschaft und die Strömung ist sehr unterschiedlich. Man kann als Anfänger recht gut die Bewegungsfähigkeit des Bootes testen. Vor Ballinasloe befindet sich wieder eine Schleuse die uns ganz allein gehört. Außer dem Schleusenwärter ist niemand da und er freut sich ein paar Worte wechseln zu können.
Gegen 16.30 Uhr erreichen wir den Anleger des Ortes. Er ist noch fast leer und wir suchen uns den letzten Platz an der Ausfahrt zum Festmachen. Meine Frau ist schon perfekt mit den Seilen, ich bin eigentlich nur noch der sogenannte Handlanger. Die Sonne zeigt jetzt wieder ihr schönstes Gesicht und wir inspizieren den Liegeplatz. Alles was recht ist, man hat sich hier sehr viel Mühe gegeben die Umgebung sehr schön zu gestalten.
Gleich hinter dem Gelände, nach dem Überqueren der Strasse, erreichen wir schon den Ortskern. Ballinasloe ist ein gemütlicher kleiner Ort, bei unserem Besuch praktisch ohne Touristen (wie schön). Es gibt kleine Läden, Pubs (warum auch nicht), einen Lidl sowie Tesco, Post, Kirche, also alles was ein Ort braucht. Zwei Pubs statteten wir unseren Besuch ab. Dem "An Tain" und dem "D. Egan". Überall war es sehr gemütlich und recht zünftig ausgestattet. Im "An Tain" gibt es eine Besonderheit (von den jungen freundlichen Damen hinter der Theke mal abgesehen). In den Toiletten befinden sich verkupferte Waschbecken mit Wasserhähnen aus Kupfer. Außerdem ist eigentlich alles recht interessant gestaltet, am Wochenende finden auch Musikveranstaltungen statt. Gleich neben dem "An Tain" befindet sich übrigens der Lebensmittelladen "Cosmos" in dem man Chipkarten für das Toiletten- und Duschgebäude am Anlegeplatz kaufen kann.
Bevor es dunkel wird möchte ich schnell noch ein paar Fotos machen. Als ich das "An Tain" ins Visier nehme, stellt sich doch glatt eine der jungen Damen in Position, leider war sie beim Abdrücken schon wieder im Pub verschwunden. Da es in Irland recht spät dunkelwird, vergeht die Zeit wie im Flug. Es ist schon 23.00 Uhr und man ist noch nicht müde (zu Hause hätte ich schon den ersten Fernsehschlaf hinter mir). Also nehmen wir noch die Toiletten und Duschen in Augenschein. Die Begeisterung hält sich dieses Mal in Grenzen. Ständig dem Wasser hinterher springen zu müssen, (auch in der Toilette), ist nun doch nicht unsere Fall. Man wird zwar sauber, aber ein Genuss ist es nicht.
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